Kreidezähne bei Kindern

Kreidezähne bei Kindern sind eine neue Volkskrankheit. In Deutschland soll nach der fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie etwa jedes vierte Kind Kreidezähne haben. Eine verlässliche Möglichkeit Kreidezähne zu verhindern, gibt es aber nicht.

Kreidezähne zeigen sich häufig, wenn die bleibenden Zähne durchbrechen. Gelblich-bräunliche bzw. weißlich-cremefarbene Flecken und Schmerzempfindlichkeit können auf Kreidezähne hinweisen. Vor allem die ersten bleibenden Backenzähne sind betroffen. Seltener und meist weniger stark findet man auch Kreidezähne an den bleibenden Schneidezähnen. Da sich Kreidezähne primär an Backenzähnen (Molaren) und Schneidezähnen (Inzisivi) zeigen, hat das Krankheitsbild den Namen Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation, abgekürzt MIH, erhalten.

Wie Sie Kreidezähne erkennen können und welche Behandlungen es gibt, lesen Sie hier.

Kreidezahn

Was sind Kreidezähne?

Neben der Farbveränderung (weißlich – gelblich – bräunlich) haben die betroffenen Zähne auch eine schlechtere Schmelzqualität als gesunde Zähne. Als Zahnschmelz bezeichnet man die widerstandsfähige äußere Schicht des Zahnes. Zahnschmelz ist das härteste Gewebe im menschlichen Körper und ca. 2-3 mm dick. Zahnschmelz besteht hauptsächlich aus Mineralsalzen wie Fluor, Kalzium und Phosphat. Bei gesunden Zähnen ist der Zahnschmelz sehr hart. So kann er starken Belastungen wie dem Kauen harter Nahrung standhalten und den Zahn schützen.

Der Zahnschmelz von Kreidezähnen ist jedoch weicher und poröser als der von gesunden Zähnen. Seine Oberfläche ist rau und oft sehr uneben. Das kann häufig zu einem Abplatzen von Zahnschmelz bereits während oder kurz nach dem Zahndurchbruch führen. Ein Kreidezahn ist oft berührungsempfindlich, was ihn z.B. beim Zähneputzen oder Essen und Trinken heißer oder kalter Nahrungsmittel und Getränke schmerzhaft machen kann. Kreidezähne sind auch deutlich kariesanfälliger als gesunde Zähne.

Warum haben Kinder Kreidezähne?

Wie schon erwähnt, sind in den allermeisten Fällen die ersten großen Backenzähne und die bleibenden Schneidezähne der Kinder betroffen. Die Entwicklung dieser Zähne beginnt bereits im achten Schwangerschaftsmonat (also lange vor der Geburt des Kindes) und dauert in etwa bis zum Ende des vierten Lebensjahrs. Kreidezähne entstehen, wenn der Prozess der Zahnentwicklung gestört ist und sich der Zahnschmelz nicht richtig bildet. Die genaue Ursache, warum Kreidezähne entstehen, ist Gegenstand der Forschung und nach wie vor unklar. Vermutet wird aber ein Zusammentreffen mehrerer Faktoren, die einzeln oder zusammen, während des Zeitraums der Zahnentwicklung einwirken. Dabei werden sowohl Einflüsse vor -, während, und/oder nach der Geburt diskutiert.

Was kann zu Kreidezähnen führen? (Stand der aktuellen wissenschaftlichen Diskussion)

  • Gesundheitliche Probleme der Mutter im letzten Schwangerschaftsdrittel
  • Sauerstoffmangel während der Geburt, Frühgeburt, Kaiserschnitt sowie Komplikationen bei der Entbindung
  • Infektionskrankheiten im Kleinkindalter
  • Erkrankungen der oberen Atemwege wie Bronchitis oder Asthma
  • Vermehrte Einnahme von Medikamenten in den ersten Lebensjahren (Antibiotika)
  • Einfluss von Giftstoffen (Dioxinen) in Lebensmitteln
  • Störungen im Mineralhaushalt – insbesondere des für die Zahnentwicklung wichtigen Kalzium-Phosphat-Haushalts – durch beispielsweise chronische Nierenerkrankungen
  • Schadstoffe (Toxine), die den Menschen im Alltag umgeben und vom Körper aufgenommen werden können. Hier wird vor allem der Weichmacher Bishenol A (BPA) genannt. Bis 2018 wurde Bisphenol A unter anderem bei der Herstellung von Plastik zum Beispiel für Babyflaschen verwendet. Seit 2018 ist Bisphenol A verboten. Dieser Schadstoff wird aktuell intensiv als mögliche Ursache für die Entstehung von Kreidezähnen diskutiert.

Was tun, wenn Kinder Kreidezähne haben?

Ziel ist es, Kreidezähne so früh wie möglich zu erkennen. Deshalb sind die Zahnvorsorgeuntersuchungen bei Kindern sehr wichtig !

Bei einer leichten Form von Kreidezähnen und wenn der Zahn noch nicht stark geschädigt ist, kann die Kauflächen der Kreidezähne mit einer Kunststoffschicht versiegelt werden. Zusätzlich sollte bei regelmäßigen Kontrollen durch den Zahnarzt im Abstand von etwa 3 -6 Monaten ein hochkonzentrierten Fluoridlack aufgetragen werden.

Bei einer etwas stärkeren Form von Kreidezähnen, wenn die Struktur des Zahns bereits angegriffen ist, können zum Beispiel Füllungen die Zähne vor weiterem Schaden schützen. Reicht dies nicht mehr aus, ist auch eine Teil- oder Vollüberkronung (z.B. konfektionierte Stahlkrone, individuell laborgefertigte Krone) des Zahnes empfehlen, um die Funktion des Zahns wiederherstellen.

Bei einer schweren Form von Kreidezähnen kann es nötig sein, einen Kreidezahn zu entfernen. Hier ist dann eine kieferorthopädische Behandlung möglich, um die entstandene Lücke zu schließen.

Unabhängig von der Schwere der Form sollten sich Eltern und betroffene Kinder immer individuell von einem Experten beraten lassen. Ansprechpartner ist ihr Hauszahnarzt oder ein Kinderzahnarzt.

Kreidezähne und Kieferorthopädie

Kreidezähne stellen auch in der kieferorthopädischen Praxis eine besondere Herausforderung dar: Wenn ein Kreidezahn entfernt werden muss entsteht eine Lücke. Diese entstandene Lücke sollte geschlossen werden. Dabei ist das Schließen von Lücken von großen Backenzähnen (Molaren) generell nie einfach. Denn „große Backenzähne“ hinterlassen auch „große Lücken“ – und die Lücken können bis zu 12 mm breit sein. Das Schließen von so großen Lücken ist also eine Herausforderung und dauert immer länger als das Schließen von kleineren Lücken.
Aber auch ohne die Notwendigkeit eines Lückenschlusses ist bei der Behandlung von Kindern mit Kreidezähnen einiges zu beachten:

Kieferorthopädie und Kreidezähne – geht das ?

Zu Allererst: Eine kieferorthopädische Behandlung von Kindern mit Kreidezähnen ist natürlich möglich!

Wir achten bei der Behandlung mit herausnehmbaren Geräte wie Platten oder Bionatoren darauf, dass die Halteelemente der Geräte möglich geringen bis keinen Kontakt zu den Kreidezähnen haben. Dies dient dazu, weiteren Schaden an der sowieso empfindlichen Zahnoberfläche zu verhindern.

Etwas schwieriger ist die Befestigung einer festen Spange (Multiband) an Kreidezähnen. Eine feste Spange wird mit der sogenannten Säure-Ätztechnik befestigt. Das bedeutet, dass mit einem milden Säuregel die Oberfläche der Zähne angeraut wird. Dann wird die feste Spange mit einem speziellen Kunststoffkleber auf die entstandenen Mikrorauigkeiten geklebt. Ein solches Vorgehen ist aber bei Kreidezähnen fast nicht möglich, da sich der Zahnschmelz in den meisten Fällen gar nicht richtig vorbehandeln lässt. Zudem ist der Halt der festen Zahnspange durch die Rauhigkeiten und die Porositäten des Zahnschmelzes von Kreidezähnen deutlich verschlechtert. Daher muss man dann über Alternative zu einer festen Zahnspange nachdenken. Eine Möglichkeit wäre die Behandlung mit herausnehmbaren Schienen. Wie das funktioniert lesen Sie hier: Alternativen zur festen Spange

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